MEMI Hardware-Test

 

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Vergleichstest Großmembranmikrofone

Hausmarken treten gegeneinander an

 

Seit einiger Zeit bieten Musikversandhäuser und einige andere Firmen sehr günstige Großmembranmikrofone als "Hausmarken" an. Deshalb mehren sich nun die Diskussionen in allen möglichen Foren. Die Anfragen von vom chronischen Geldmangel geplagten Homerecordlern, ob diese "Billigvarianten" etwas taugen, finden sich beinahe täglich. Einig ist man sich über eines: Das Zeug kommt alles aus China, und alleine das bedeutet zwar billig, aber alles andere als gut. Dieser Behauptung wollen wir mit diesem Test einmal auf den Grund gehen und anhand eines Vergleichstests untersuchen, ob diese "Schnäppchen", wie sie von den Vertrieben gerne genannt werden, auch welche sind.

Die Chinakapsel

Die oben aufgestellte Behauptung, dass diese Mikrofone alle aus Asien stammen, ist wohl richtig. Genau genommen kommen die meisten aus China oder Taiwan. In China hat der Mikrofonbau eine lange Tradition. Somit sollte das Gerücht aus der Welt geschaffen sein, dass es sich um Firmen handle, die gestern noch Rasierapparate hergestellt haben und heute auf Grund der guten Marktlage auf Studiomikrofone umgestellt hätten. In China gibt es zwei große Hersteller für Mikrofone. Der eine, namens 797, wirbt auch inzwischen mit seinem eigenen Namen. So kommt es auch, dass auf einem unserer Testkandidaten das 797-Emblem aufgedruckt ist. Angeblich hat der amerikanische Hersteller Studio Projects damit die Herren Ingenieure aus China geködert, besonders tolle Mikros herzustellen, um einen guten Namen zu bekommen. Damit hat man es bei 797 auch geschafft, aus der Halb-Illegalität heraus zu kommen. Die asiatischen Mikrofonbaufirmen hatten in der Vergangenheit immer mit möglichen Klagen westlicher Mikrofonfirmen zu kämpfen, die das schamlose Kopieren ihrer Technologie durch die Asiaten verhindern wollten.
Der zweite große Hersteller zeichnet für beinahe den ganzen Rest der Mikros verantwortlich. So sind in unserem Test auch zwei Kandidaten aufgetaucht, die aus ein und der selben Schmiede stammen. Hierbei handelt es sich um das Mikrofon der Firma Fame und das SM Pro Audio. Aus zuverlässiger Quelle habe ich erfahren, dass die Mikrofone der Firmen ADK und Stake auch Brüderchen und Schwesterchen aus gleichem Hause sind. Hauptunterschied ist hier das Aussehen. Die Kapsel ist immer die Gleiche. Nur in der darunter liegenden Elektronik gibt es ein paar Variationen. Richtig verwirrend wird es dann, wenn man Gerüchten glaubt, dass 797 eigentlich auch mit dem anderen Hersteller zusammenarbeitet und außerdem noch... aber lassen wir das.
Zusätzliche Brisanz bekommt die Diskussion über die "Chinakapseln" durch den Vorwurf, der immer mal wieder an die "großen" wie AKG oder Rode gerichtet wird, ihre Low Cost Mikrofone kämen auch aus Asien. Hier möchte ich keine Mutmaßungen anstellen. Man hört vieles und vieles sind sicher auch Gerüchte, und im Endeffekt ist es auch egal. Ein Mikro muss gut klingen. Wenn der Preis auch noch stimmt, um so besser.

Was macht ein Mikro denn nun teuer?

Man fragt sich immer wieder, warum ein Hersteller in China ein gleichwertiges Mikro für so viel weniger Geld herstellen kann. Dazu ist zu sagen, dass bei Firmen wie AKG, Shure oder Neumann hohe Kosten durch ihre Qualitätssicherung entstehen. Ein einfaches Beispiel: Fast jeder Musiker kennt (und liebt) das Shure SM 58. Wenn ich sage, jeder "kennt" dieses Mikro, dann meine ich damit, dass jeder weiß, wie es klingt. Und es klingt eigentlich immer gleich.
So verhält es sich auch mit den Studiomikrofonen der altbekannten Hersteller. Fakt ist, dass wenn man 10 AKG C3000B miteinander vergleicht, sie wohl alle gleich klingen. Bei den Mikros aus Asien könnte dieser Versuch schief gehen. Selbst die Händler haben mir gesagt, dass eigentlich keines dieser Mikros genau gleich klingt. Wenn sie trotzdem alle gut klingen, mag das dem Käufer auch recht sein. Leute mit höherem Anspruch kaufen aber ungern die Katze im Sack.
Dass die Fertigung in Asien billiger ist als in Europa, ist wohl auch kein Geheimnis der Marktwirtschaft mehr. Hier hat man nicht mit hohen Löhnen und Gewerkschaften zu kämpfen, die bessere Arbeitsbedingungen für die Arbeiter fordern. Als weiterer Punkt kommen die Vertriebswege hinzu. Firmen wie Music Store oder Thomann sparen viel Geld damit, dass sie ihre Hausmarken direkt vertreiben können, ohne dass ein Zwischenhändler noch viel daran verdienen will. Hiermit sollte aufgezeigt sein, wo neben den klanglichen Unterschieden der Mikrofone die preispolitischen liegen.

Eine Frage des guten Geschmacks

Eine letzte, kurze Vorbemerkung sei hier noch erlaubt. Ein Mikrofontest ist immer sehr vom Geschmack des Testers abhängig. Gibt man einem Gerät die höchste Auszeichnung, so liegt das in erster Linie daran, wie gut einem selbst die Aufnahmen mit diesem Mikrofon gefallen haben. Dabei mag es der eine eher etwas wärmer, direkter, der andere braucht Brillanz oder Räumlichkeit. Einen eigenen Eindruck muss man sich wahrscheinlich trotz allem selbst verschaffen. Dies ist heute auch oft möglich, weil viele Händler und Versender anbieten, die Geräte bei Nichtgefallen bis zu einer gewissen Frist wieder zurück zu senden. Reden Sie mit ihrem Händler. Vielleicht bietet er Ihnen eine solche Antestmöglichkeit. Einen ersten Eindruck und eine grundsätzliche Richtung sollte dieser Test aber auf alle Fälle bieten können.

Das Testsetting

Alle TestkandidatenDieser Test wurde ursprünglich so konzipiert, dass sich Kondensator Großmembranmikrofone der Preisklasse von 300-500 DM messen müssen. Dies wurde jedoch im Laufe der Planung und Durchführung des Tests unmöglich gemacht. So rutschte, soviel sei hier schon einmal verraten, das AKG C3000B, das eigentlich als DAS Referenzmikro herhalten sollte, automatisch mit ins gewöhnliche Testfeld, weil die anderen Kandidaten klanglich durchaus konkurrieren konnten. Ein weiterer Punkt war, dass mir die Firma Thomann versehentlich zuerst ein "falsches" Mikrofon schickte. Dabei handelt es sich um ein Röhrenmikrofon, dessen Klangeigenschaften eigentlich nicht mit denen von normalen Großmembranmikrofonen verglichen werden sollten. Als letztes kam hinzu, dass das Mikro der Firma Studio Projects in Deutschland preislich wesentlich über dem Preis lag, der in den USA verlangt wird. Aufmerksam wurde ich aber auf dieses Mikro bereits nach den vielen Vorschusslorbeeren, die Amerikanische Tester dem Mikrofon zukommen ließen. Als mir dann schließlich der deutsche Vertrieb die Preise für den heimischen Markt nannte, merkte ich, dass ich auch preislich die Grenzen des Anvisierten deutlich ausweiten musste. Nichts desto trotz sind alle Kandidaten in den Test hinein gekommen, und als eine der wichtigsten Vorbemerkungen möchte ich hier anfügen, dass es sich um Einzelbewertungen der Mikrofone handelt. Zwar wurde mir dies durch den Vergleich mit den restlichen Kandidaten sowohl in preislicher als auch in klanglicher Sicht erleichtert, aber mir ist durchaus bewusst, dass dieser sog. Vergleichstest seinen Namen nicht wirklich verdient. Ein Röhrenmikro mit einem Nichtröhrenmikro zu vergleichen, ist wie Äpfel und Birnen zu vergleichen.
Von technischer Seite her sollte dieser Test eines ganz klar herausstellen: Die Bedingungen sollten so weit als möglich dem kleinen Homerecordingstudio angeglichen werden. Deshalb beschloss ich, die Mikros direkt, also ohne spezielle Vorverstärkung, in ein Mischpult der Homerecordingklasse (Behringer MX 2004A) zu stöpseln und dann die Aufnahmen ohne weitere Umwege auf Festplatte zu bannen. Dies geschah in einem Duron 700 MHz unter Cakewalk Sonar 1.02. Auch die Räumlichkeiten wurden für diesen Zweck nicht besonders verändert. Ich führte alles in meinem Heimstudio durch. Es sollte sich schließlich auch zeigen, ob sich diese Low Budget Produkte auch im täglichen Homerecordingalltag bewähren, oder ob z.B. die räumliche Abbildung eines Mikros schon so übertrieben gut ist, dass beim Anspringen des Kühlschrankes in der Küche die Aufnahme versaut ist. Dies alles wurde so konzipiert, weil die Hauptklientel, die sich für den Kauf eines solchen Mikrofons entscheidet, wohl die typischen Homerecordler mit wenig Geld sein dürften.

Die Kandidaten

Die Idee zu diesem Test entstand vor allen Dingen dadurch, dass die beiden großen deutschen Musikmärkte Thomann und Music Store allerorten Anzeigen schalteten, in denen sie ihre Hausmarken Fame und T.bone bewarben. Also waren diese Mikros prädestiniert, in unseren Test mit aufgenommen zu werden. Von Music Store bekam ich das Fame SKEC002, ein Studio-Großmembranmikrofon mit umschaltbarer Charakteristik. Thomann schickte mir aus Versehen gleich zwei Mikrofone, das T.bone Röhrenmikro ST1000 und das Großmembranmikrofon T.bone SC 750. Wie schon erwähnt, wurde ich durch verschiedene US-Amerikanische Testberichte auf ein Mikrofon der Firma Studio Projects aufmerksam. In den USA lag der Preis bei ca. $ 220,-. Da dies genau in den anvisierten Preisrahmen fiel, nahm ich mit dem deutschen Vertreiber Kontakt auf und ließ mir ein Studio Projects C1 zuschicken. Als Referenzmikrofon sollte schließlich ein AKG C3000B herhalten. Als letzten Kandidat suchte ich mir von der Firma Ridi Multimedia das SM Pro Audio MC01 aus. Erst später bemerkte und erfuhr ich, dass dieses Mikro baugleich mit den Fame Mikrofonen ist. Da es sich beim SM Pro Audio jedoch um eine "kleinere" Variante des Fame Mikros handelt, beschloss ich, es im Testfeld zu belassen.
Ein wichtiger Punkt, den viele Käufer beachten, ist, ob es sich bei ihrem Mikrofon um ein Elektret Mikro handelt. Diese Geräte unterliegen konstruktionsbedingt einer gewissen "Alterung". Das soll heißen, dass sich die Kapsel nach vielen Jahren entladen könnte und somit die Klangqualität darunter leidet. Jedoch ist dies meiner Meinung nach heute kein sehr großes Problem mehr, da die meisten Hersteller auf ihre Elektret Mikrofone eine Garantie von 20 Jahren geben. Beim AKG C3000B handelt es sich z.B. um ein solches Elektret-Kondensatormikrofon. Studio Projects wirbt dagegen ausdrücklich damit, dass es sich bei ihrem C1 um ein "true condensor mic" handelt. Meines Wissens sind auch das Fame und das SM Pro Audio reine Kondensatormikrofone. Bei den T.bone Mikrofonen kann ich keine zuverlässigen Angaben machen.

Die Mikrofone im Einzelnen...

AKG C3000B

AKG C3000BFangen wir doch gleich mal mit der "Referenz-Klasse" an. Die Firma AKG ist seit vielen Jahren eine feste Größe auf dem Markt. Sie hat mit Mikrofonen wie dem Solitube oder dem C4000 schon richtige Klassiker gebaut. Seit einiger Zeit bauen die Damen und Herren von AKG jedoch auch Mikrofone, die man preislich ohne Weiteres in die Low-budget-Ecke stecken kann. Somit kommen also auch Homerecordler mit dünnerem Geldbeutel in den Genuss des AKG-Sounds. Das C3000B ist das günstigste Großmembranmikrofon der Firma und kostet ca. DM 600,-. Im Lieferumfang ist eine Spinne enthalten. Das Mikro bietet einen Low-cut-Schalter sowie eine –10dB Schaltung, um auch laute Schallquellen ohne Verzerrung aufnehmen zu können. Das C3000B kommt in einer bunten Pappschachtel daher, in der es zwischen dicken Schaumstofflagen eingebettet ist. Gleich mit dabei liegt die Spinne, die ich auf den ersten Blick etwas skeptisch musterte. Sie wirkte zunächst irgendwie plastikmäßig. Dies sollte sich jedoch später als voreiliger Schluss herausstellen. Kein langes Geschraube, einfach nur einhängen, fest drehen und fertig. Äußerst praxistauglich und solide gearbeitet. Die Aufhängung ist ein wenig hart, wodurch das ein oder andere Trittschallgeräusch durchaus durchdringen könnte. Aber dies halte ich nicht für übermäßig kritisch. Das Mikrofon selbst kommt auch sehr gut verarbeitet daher. In AKG-typischer Manier ist das Gehäuse gefertigt und man hat sofort den Eindruck, solide, edle Technologie in den Fingern zu halten.
Die Aufnahmen mit dem C3000B gestalteten sich ebenfalls sehr erfreulich. Das Mikrofon hat eine hohe Ausgangsleistung, was natürlich zur Folge hat, dass man den Gain am Mischpult nicht sehr weit aufdrehen muss. Dadurch kommt weniger Rauschen mit auf die Platte. Der Sänger wird beim Einsingen durch einen sehr angenehmen, ausgewogenen Klang belohnt. Beim späteren Abhören zeigt sich, dass die Aufnahmen gleich auf den ersten Eindruck zu gefallen wissen. Dies liegt sicher daran, dass die unteren Mitten und die Bässe recht prägnant sind. Das gibt dem Mikrofon einen sehr warmen und direkten Klang. Besonders für hohe Frauenstimmen halte ich dies für geeignet. Die Mitten und Höhen sind klar und deutlich, jedoch nie zu spitz. Lässt man die Gesangsspur also alleine laufen, hat man sofort den Eindruck, schon den perfekten Sound zu haben. Auch nach längerem Hören wird nichts unangenehm. Im vollen Arrangement muss man dann allerdings doch wieder mit dem EQ ran. Was das C3000B liefert, ist hier ein wenig zu voll. Zwar setzt sich die Stimme gut durch, jedoch macht die Bass- und untere Mittenstärke ein wenig Probleme. Hier muss man also etwas nachregeln und ausdünnen. Den warmen und sehr direkten Eindruck hinterließ das C3000B übrigens bei allen Stimmen, die ich damit aufnahm.
Eine weitere Disziplin, derer sich alle Kandidaten stellen mussten, war die Akustikgitarrenabnahme. Auch hier zeigte das AKG seinen vollen, warmen Klang. Manch einer hätte hier vielleicht gerne etwas mehr Höhen gehabt. Mir persönlich gefiel die Aufnahme aber sehr gut. Die A-Gitarre ist im wahren Leben oft ein wenig dünn. Genau hier bringt das C3000B die nötige Fülle und Wärme. Wer das C1000S kennt, weiß, was ich meine. Zwar ist das C1000 doch noch geeigneter für Gitarren, aber das C3000B macht hier auch eine sehr gute Figur, was auch noch durch die angesprochene Direktheit des Klangs begünstigt wird.
Nach oben Erwähntem kann man sich vorstellen, dass das C3000B auch bei Sprachaufnahmen einen sehr guten Eindruck hinterließ. Gerade hier gefiel mir der volle und direkte Sound sehr gut. Das C3000B eignet sich also sehr gut für Broadcasting-Anwendungen.
Was mir ein wenig gefehlt hat, ist die räumliche Abbildung. Alle Aufnahmen klingen sehr direkt und nah mikrofoniert. Selbst bei weiten Gesangsabständen wurde der Raumanteil nicht deutlich höher. Wer nun in seinem Aufnahmeraum eh keinen besonders guten Klang hat, den wird das sogar freuen. Ich dagegen habe in meinem Studio einen recht trockenen, sauberen Klang. Für die ein oder andere Anwendung hätte ich mir also mehr Räumlichkeit und somit Lebendigkeit gewünscht.
Fazit für das C3000B: Der Klang ist warm, direkt und ausgewogen. Insgesamt könnte man den Sound als etwas zu basslastig ansehen, was aber bei Sprach- bzw. Broadcastinganwendungen auch gewünscht sein kann. Nur etwas mehr Raumeindruck dürfte es für meinen Geschmack noch sein. Die Verarbeitung ist vorbildlich. Die Arbeit mit diesem Mikro gestaltet sich als problemlos, und man hat nicht den Eindruck, dass man dem Mikrofon so leicht ein Haar krümmen könnte. Somit dürfte es auch für den Live-Einsatz geeignet sein.

T.bone SC750

t.bone SC750Das T.bone Mikrofon kommt in einem wirklich schicken, schwarzen Alu-Koffer daher. Der Koffer ist äußerst stabil und recht groß geraten. Das Mikrofon ist darin bestens aufgehoben. Dieser robuste und stabile Eindruck setzt sich dann auch beim Innenleben des Koffers fort. Die mitgelieferte Spinne ist hervorragend verarbeitet und macht einen prima Eindruck. Die Handhabung ist dagegen nicht ganz so überzeugend. Das Mikro muss in die Spinne hineingeschraubt werden, und das ist recht zeitraubend. Wenn man dabei ein wenig krumm ansetzt, lässt sich das Mikro nicht richtig fest anziehen. Wenn man allerdings alles richtig gemacht hat, ist das SC 750 sehr gut und stabil aufgehängt. Diese Befestigung hält in allen Abnahmelagen. Auch das Mikrofon macht von außen einen sehr robusten und wirklich gut gearbeiteten Eindruck. Die Schalter für die –10dB Absenkung und den Low-cut funktionieren bestens und rasten gut ein. Was das Äußere anbelangt nur Bestnoten.
Beim Klang konnte mich das T.bone nicht ganz überzeugen. Hauptsächlich bei den Gesangsaufnahmen kam mir der Klang ein wenig zu mittig vor. Je nach Sänger hatte ich sogar manchmal das Wörtchen "topfig" auf den Lippen. Zwar ist die Höhen- und Basswiedergabe sehr sauber und ausgewogen, aber mir persönlich sind ein paar Mittenfrequenzen etwas zu sehr betont.
Bei Gitarrenaufnahmen fiel diese Klangeigenschaft nicht mehr so sehr ins Gewicht. Meine vielleicht auch etwas dünn klingende Ovation-Gitarre profitierte sogar von der Mittigkeit des T.bone.
Der Gesamtklang war direkt mit etwas zu wenig Raumanteil. Allerdings fand ich das Mikro bei der räumlichen Abbildung dem AKG C3000B ein wenig überlegen. Was den Klang anbelangt, würde ich jedoch klar zum AKG Mikro greifen. Die Disziplin der Sprachaufnahmen dagegen beherrschte das SC 750 gut. Als Broadcasting-Mikrofon wäre das T.bone wohl geeignet. Die Ausgangsleistung des T.bone war gut, aber auch hier dem AKG unterlegen.
Für 444 DM bekommt man ein sehr robustes Mikrofon, das dadurch für Live-Anwendungen bestens geeignet ist. Bei Sprach- und Gitarrenabnahmen macht es eine gute Figur. Nicht sehr gut gefallen hat mir der Klang bei Gesangsaufnahmen.

T.bone ST1000

t.bone ST1000Dieses Mikrofon passt aus zwei Gründen nicht wirklich hier hinein. Zum einen liegt es mit einem Preis von 888 DM am weitesten über dem ursprünglich anvisierten Preissegment, und zum anderen ist es ein klassisches Röhren-Kondensator-Großmembranmikrofon. Wenn ich es aber schon einmal da hatte, wollte ich es auch testen, und der gesteckte Preisrahmen war eh schon gesprengt.
Das Mikrofon kommt äußerlich genau gleich daher wie das SC750. Nur der Koffer ist größer, damit auch das Netzteil, das zum Betreiben der Röhre nötig ist, hinein passt. Die Spinne und die Verarbeitung entsprechen dem oben Gesagten. Das ST1000 bietet eine umschaltbare Charakteristik zwischen Niere und Kugel. Außerdem natürlich einen –10dB- und einen Low-Cut-Schalter.
Beim Klang konnte das ST1000 wirklich überzeugen. Konstruktionsbedingt rauscht eine Röhre etwas mehr, dafür hört man den Unterschied zu allen anderen Testkandidaten deutlich. Ohne, dass man etwas drehen oder schrauben muss, ist der Klang sehr weich und warm. Die beim SC750 bemängelten Klangeigenschaften konnte ich beim ST1000 nicht finden. Es klingt überhaupt nicht so mittenlastig wie sein Brüderchen. Was auffällt, ist die deutliche Höhenbetonung. Dadurch wird der Klang sehr durchsetzungsfähig (auch in vollem Arrangement), und man hat eine sehr präzise Detailwiedergabe. Einen Sänger mit überlautem S oder einer, der vor jeder Silbe laut schmatzt, sollte man nicht ohne weitere Bearbeitung vor dieses Mikro stellen.
Diese Klangeigenschaften zeichnen das T.bone Mikrofon dann auch bei den Sprachaufnahmen aus. Weniger voluminös als die bisherigen Kandidaten, dafür aber weich, warm und sehr detailliert. Bei den Gitarrenaufnahmen gefiel mir zwar die Detailtreue, aber mir fehlte genau hier ein wenig die Mitte und das Volumen.
Fazit: Für 888 DM bekommt man mit dem ST1000 von T.bone mit das günstigste Röhrenmikrofon auf dem Markt. Wer ein solches sucht, sollte sich dieses Gerät auf alle Fälle mal anhören.

Studio Projects C1

Auf das Mikrofon des amerikanischen Herstellers Studio Projects wurde ich durch einige wirklich fulminante US-Testberichte aufmerksam, die ich gelesen hatte. Da wurde, ohne mit der Wimper zu zucken, der Vergleich mit dem Studiostandard Neumann U87 gezogen. Da ich dieses Mikrofon nicht kenne und noch nie damit arbeiten durfte, fehlt mir diese Vergleichsmöglichkeit. Da das C1 in den USA jedoch bereits für 220 $ zu bekommen ist, dachte ich mir, kann es sich vielleicht ja auch mal z.B. mit einem AKG Mikro messen, das dann wohl doch eher in seiner Preisklasse liegt. Leider ist es wie so oft im Musikerleben. Beim deutschen Vertrieb ist das Mikrofon nicht mehr für einen so sagenhaften Preis zu bekommen. Hierzulande kostet das C1 370 Euro.
Das C1 wird ebenfalls in China gefertigt. Studio Projects ist von der Asiatischen Produktion sogar so begeistert, dass man beschlossen hat, den Namen des Herstellers (797) mit auf das Mikro zu gravieren. Hier wird wenigstens kein Geheimnis aus der Herkunft gemacht. Dafür gibt es einen kleinen Sympathiepunkt.
Auch das C1 kommt in einem sehr schönen, stabilen Alu-Köfferchen daher. Darin befindet sich ein großes, dafür aber leichtes Mikrofon in edlem Silber. Das Logo der Firma und des Herstellers wurden eingraviert, was natürlich auch einen erhabenen Eindruck vermittelt. Die beiliegende Spinne ist eine einfach Konstruktion, die über einen Klemmmechanismuss funktioniert. Erstaunlicherweise wirkt das Mikrofon darin gut aufgehoben und hängt sehr gut gefedert da. Zum Ein- oder Umstellen gibt es am C1 nichts. Also weder Low-Cut noch -10dB Schalter.
Bei den Gesangsaufnahmen wird schnell deutlich, warum dieses Mikrofon bereits so viele Lorbeeren einheimsen konnte. Der Klang ist äußerst neutral. Keinerlei Überbetonung in irgend einer Frequenzlage. Durch und durch ausgewogen, mit klaren und prägnanten Höhen. Dünne Frauenstimmen bleiben dafür auch so. Das AKG Mikro konnte durch seine kräftigen Bässe hier etwas schönen. Somit würde ich das C1 als "ehrlicher" bezeichnen, was natürlich auch zu Problemen führen kann. In Punkto Raumeindruck ist das Studio Projects jedoch klar überlegen. Die Aufnahmen haben richtig Atmosphäre.
Bei Gitarrenaufnahmen machte es auch einen sehr guten Eindruck. Gerade durch seine schöne räumliche Abbildung kann es überzeugen. Gleiches gilt für Sprachaufnahmen. Hier ist es dem AKG ein wenig in Anbetracht auf Broadcasting-Anwendungen unterlegen, weil ihm die kräftige Basswiedergabe fehlt. Dafür sind die Aufnahmen aber klarer und ausgewogener. In diesem Punkt sicher Geschmackssache.
Für rund 740 DM bekommt man hier ein hervorragend klingendes Mikrofon, das sich durch seinen ausgewogenen und neutralen Klang auszeichnet. Klanglich sicher der Sieger in diesem Test.

Fame SKEC002

Bei diesem Mikrofon der Firma Music Store Köln handelt es sich um ein Großmembran-Kondensatormikrofon mit umschaltbarer Charakteristik zwischen Niere und Kugel. Außerdem besitzt es noch einen Low-Cut Schalter. Die dazugehörigen Schalter sind als einfache Schiebeschalter realisiert, die jedoch gut einrasten.
Das Mikro ist für 398 DM exclusiv bei Music Store zu erstehen und hatte deshalb natürlich von vornherein meine ungeteilte Skepsis zu ertragen. Irgendwie hängt uns doch allen das alte "Was-nichts-kostet-ist-auch-nichts"-Klischee an. Vom äußeren Eindruck her kann man beim Fame Mikro jedoch schon mal nicht klagen. In einem dem Studio Projects sehr ähnlichen Köfferchen wird es geliefert, und auch die Spinne ist genau die gleiche, etwas kleinere Konstruktion als beim C1. Ob es da nicht doch Verwandtschaften gibt? Man wird es wohl nie zu 100% wissen.
Leider konnte die Spinne in der Praxis dann doch nicht wirklich überzeugen. Da das Mikro gerade den benötigten Durchmesser hat, wirkt die Aufhängung in diesem Fall nicht sehr sicher, und ich würde mich hüten, dieses Mikro kopfüber aufzuhängen. Außerdem bekam das sehr edle Nickelgehäuse gleich beim ersten Mal hässliche Kratzer. Was bei größerem Durchmesser des Mikrofons noch zu überzeugen wusste, fällt hier gnadenlos durch.
Dies kann man jedoch beim Klang absolut nicht behaupten! Was das Fame in diesem Punkt für das Geld bietet, ist enorm. Auch hier ist der Klang sehr neutral und ausgewogen. Ich hatte wirklich meine Probleme, einen Unterschied zwischen dem C1 und dem SKEC002 zu entdecken. Nach langem Hören und Aufnahmen verschiedener Stimmen empfand ich das Fame als etwas nasaler im Vergleich zum Studio Projects. Hier war eine leichte Überbetonung um die 3000 Hz zu bemerken. Aber ohne Vergleich wäre mir das wahrscheinlich nicht mal aufgefallen. Der Effekt ist wirklich minimal. Sehr schön ist auch hier die räumliche Abbildung des Mikrofons. Einzig die etwas geringe Lautstärke war ein kleiner Wehrmutstropfen. Hier hätte ein schön klingender Mikrofonvorverstärker wahrscheinlich auch noch das letzte raus holen können.
Bei den Gitarrenabnahmen und den Sprachaufnahmen konnte das Fame aus den gleichen Gründen wie das C1 überzeugen. Sehr neutral und ausgewogen, mit viel räumlicher Atmosphäre. Im Endeffekt unterliegt das Mikrofon von Music Store klanglich ganz knapp dem C1 von Studio Projects. Dafür bietet es eine umschaltbare Charakteristik und kostet über 300 DM weniger. Der klare Preis-Leistungs-Sieger!

SM Pro Audio MC01

SM Pro Audio MC01Dieses Mikrofon wird in Deutschland exclusiv von der Firma Ridi Multimedia vertrieben. Claus Riethmüller von Ridi erwähnte dann auch, dass das MC01 quasi baugleich mit dem Fame SKEC001, also dem kleinen Bruder des hier im Test erwähnten SKEC002, sei. Das MC01 bietet also keine umschaltbare Charakteristik aber dafür zwei Schalter für Low-Cut und -10dB. Äußerlich sind sich das Fame und das SM Pro Audio gleich (nur in der Farbe unterschieden sich die Mikrofone). Leider kam das MC01 nicht im schicken Schminkkoffer, sondern in einer weißen Pappschachtel. Die Spinne war ebenfalls identisch und bekommt somit auch die gleiche Kritik wie beim Fame.
Dafür konnte das Mikrofon klanglich beinahe vollständig mit dem Fame gleichziehen. Neutraler, klarer Klang bei sehr schönem räumlichem Eindruck. Alles weitere ist dem Abschnitt über das Fame Mikrofon zu entnehmen.
Da das SM Pro Audio MC01 ebenfalls 398 DM kostet, dafür aber keine umschaltbare Charakteristik bietet und in seinem Pappkarton wesentlich schlechter aufgehoben ist, verliert es gegen das Fame, auch wenn es aus gleichem Hause kommt. Klanglich schenken sich die Mikros jedoch nichts.

Fazit

Einen ganz eindeutigen Klangsieger kann ich nur ganz schwer ermitteln. Ich persönlich tendiere stark dazu, das C1 als solchen zu küren, weil mir der sehr neutrale Klang gut gefallen hat und er sicher auch mehr Anwendungsmöglichkeiten bietet. Außerdem gefiel mir der räumliche Eindruck sehr gut, den das Mikrofon vermittelt. Hier war mir das C3000B von AKG zu direkt. Allerdings gibt AKG in einer dem Mikrofon beiliegenden Tabelle dessen Hauptverwendungszweck auch mit Sprach- und Backgroundaufnahmen an. Dafür ist es sicher vorbehaltlos zu empfehlen. Außerdem bringt es die professionellste Spinne mit und wirkt auch dem harten Bühnenalltag gewachsen.
Trotz allem möchte ich das Fame Mikro zum Testsieger ernennen, weil es für den zu zahlenden Preis eindeutig den besten Klang und auch noch die beste Ausstattung mitbringt. Das T.bone ST1000 ist im Vergleich mit dem C1 und dem SKEC002 ein wenig zu höhenlastig. Dafür natürlich in seinem warmen Röhrensound unmöglich mit den beiden anderen Kandidaten zu vergleichen. Das Mikrofon von SM Pro Audio kann klanglich auf ganzer Linie überzeugen, ist aber preislich dem Fame Mikro unterlegen. Das T.bone SC750 kann ich dem Musiker empfehlen, der ein sehr robustes Großmembranmikrofon braucht, bei dem es nicht so sehr auf einen ausgewogenen und neutralen Klang ankommt. Für reine Gesangsaufnahmen konnte es mich nicht überzeugen.

Bei der Bewertungstabelle wurden bei der Gesamtbewertung vor allem die Aspekte Klang und Preis/Leistung bewertet.

  Fame SKEC002 T.bone SC750 T.bone ST1000 Studio Projects C1 SM Pro Audio MC01
Klang:
- Gesang
- Gitarre
- Sprache
 
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Ausstattung ooo ooo ooo ooo oo
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Preise:

  • Fame SKEC002: DM 399,- / € 204,01
  • T.bone SC750: DM 444,- / € 227,01
  • T.bone ST1000: DM 888,- / € 454,03
  • Studio Projects C1: € 370,- / DM 723,66
  • SM Pro Audio MC01: DM 398,- / € 203,49

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Hersteller

Infos


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Autor: Andreas Baum, 24.10.2001 Ein Service von MEMI.