Der S-550 ist schon ein etwas älteres Gerät (nach ihm kamen der S-330, die W-30 und die moderne 7er-Serie (S-770, S-750, S-760 und SP-700). Nichtsdestotrotz war und ist er ein sehr flexibler Sampler, der sich gut für den Sequenzer- und Studioeinsatz eignet, so lange man nicht gerade ein ganzes Orchester authentisch ersetzen will. Der S-550 ist ein 12-Bit-Sampler mit einem nicht weiter ausbaubaren Speicher von 1,5 MB und den beiden Roland-typischen Sampleraten 30 kHz und 15 kHz. Er hat eine 16-stimmige Polyphonie zu bieten. Sein Speicher ist in vier Bänke unterteilt, die jeweils bis zu 7,2 Sekunden Mono am Stück samplen können (bzw. 14,4 bei 15 kHz). Jeweils zwei Bänke werden den Bereichen A und B zugeteilt, aus deren Inhalt man sich die Multisamples zusammenbaut. Insgesamt sind 64 Multisamples (=Patches) möglich, bestehend aus maximal je 32 Einzelsamples. All das kann man auf zwei DD-Disketten unterbringen, HD ist nicht möglich. Beim Laden fordert der S-550 automatisch eine zweite Diskette an, wenn die erste im Speicher ist. Eine Besonderheit ist die Bedienung: Man kann den S-550 eigentlich nicht ohne Monitor betreiben (!). Ein billiger C-64-Grünmonitor reicht zwar, muss aber mit einkalkuliert werden. In Farbe gibts das Ganze auch, sofern man einen Digital-RGB-Anschluss hat. Die Oberfläche ist dann computerorientiert: Es gibt Menüs, die man per (mitgelieferter) Maus öffnen und die Unterpunkte anwählen kann. Ohne Monitor hat man ein 8-stelliges, einzeiliges Fluoreszenzdisplay a la Ensoniq zur Verfügung, das jedoch lediglich zum testweisen Anspielen einzelner Sounds taugt. Nach Rolands Diktion werden Einzelsamples als "Tones" bezeichnet, die dann über die Tastatur verteilt werden und so ein "Patch" ergeben. Es ist auch möglich, zwei Tones übereinanderzulegen und diese in verschiedenen Kontexten zu verwenden:
Im sogenannten "Split-Modus" werden die Samples auf der Tastatur verteilt. Hierbei sieht man unten am Bildschirm ein Keyboard, das die Zonen sehr übersichtlich anzeigt. Die so erstellten Patches können dann im permanenten 8-fachen Multitimbralmodus verwendet und völlig frei den 16 MIDI-Kanälen und 8 Einzelausgängen (!) zugeordnet werden. Auch ist eine konkrete Verteilung der Stimmen auf Patches möglich, damit z.B. den Drums 8, der Fläche 6 und dem Solosound 2 Stimmen zukommen. Diesen "Service" sollte man auch weidlich ausnutzen, da die automatische Stimmenzuordnung, wie bei älteren Rolands üblich, nicht gerade die schnellste und zuverlässigste ist. Samplen und NachbearbeitenIm "Utilities"-Modus wählt man verschiedene Untermodi an, in unserem Fall zuerst das "Sampling". Hier lassen sich Originaltonhöhe, Speicherplatz, voraussichtliche Samplelänge, Samplingrate und ein Autotrigger mit Schwellenpunkt wählen. Wird dieser durch ein Signal am Eingang überschritten, startet der S-550 die Aufnahme und stoppt erst mit Ende der eingestellten Zeit, wobei die kleinste Einheit 0,4 Sekunden sind. Das Sample wird nun als Wellenform dargestellt und kann abgehört werden. Danach kann man sich in die anderen Modi begeben, z.B. "Truncate"
zum Zurechtstutzen und Speicherplatz freigeben oder "Loop"
(inkl. Autoloop und Loopglättung). Auch ein digitales Filter
ist mit an Bord, mit dem man eine Filterfrequenz und Resonanz
direkt in das Sample einrechnen lassen kann. Hat man alle Einstellungen vorgenommen, wechselt man in die "Tone
Parameter"-Gruppe und ordnet dem Sample einen Namen etc.
zu. Hier stellt man auch diverse Modulationsquellen und -Ziele
ein und die sogenannten Abspielparameter. Diese sind Filter (TVF),
Verstärker (TVA) und LFO. Danach gehts bei den "Patch Parametern" weiter, wo man noch die etwas globaleren Einstellungen wie Aftertouchempfindlichkeit etc. einstellen kann. Das "offene System"Roland arbeitet mit diskettenorientierten Betriebssystemen, d.h. vor jeder Benutzung muss man den S-550 von Diskette booten. Das hat den Vorteil, dass inzwischen doch recht flexible Updates entwickelt wurden, die kostenlos erhältlich sind. Die neueste Version ist die CD-5. Damit kann man z.B. einzelne Patches von Diskette laden (während vorher nur einzelne Samples möglich waren, die man wieder zu Patches zusammensetzen musste) oder den Aftertouch auf die Filterfrequenz wirken lassen (was mir schon die ein oder andere nette TB-303-Simulation beschert hat). Besonders interessant jedoch ist: Man kann den S-550 per entsprechender
(aber kostenpflichtiger) Systemsoftware zu einem Hardwaresequenzer
umfunktionieren, der Rolands MC-Serie gleichkommt (16 Spuren,
Patternsystem). Die ist zwar nicht gerade supermodern (keine Groove-Quantisierung,
Notendarstellung, SMF etc.), aber sie tut's z.B. gut für
die Bühne, wo ja nicht jeder einen Computer mitschleppen
will (der sowieso absturzgefährdeter ist). Der KlangWell, was will man erwarten? 12 Bit Mono, 30 kHz sind keine Traumwerte nach heutigen Maßstäben, aber sehr solide, wenn man einen guten Stimmenlieferanten für Standardsamples sucht (ein Riesenflügel passt natürlich nicht in den Speicher). Auch für Drums ist der S-550 hervorragend geeignet, auch wenn man mit dem MIDI-Timing etwas aufpassen muss. Da er jedoch auch interessante Synthesizerfunktionen hat, kann man ihn gut zur Kreation sehr ungewöhnlicher Klänge verwenden, die sich aus stinknormalen Samples rekrutieren. Im Endeffekt vermisst man nur die letzten Spitzen. So brillant wie ein S-1000 klingts halt nicht, aber dafür ist der S-550 billiger und hat Filter, die diesen Namen auch verdienen ;-). Die Sample-Bibliothek von Roland und Drittanbietern ist als sehr gut zu bezeichnen, wobei v.a. weniger aufwendige Klänge wie Bläser, Synthesizer, Chor und ein paar Streicher hervorstechen. Der grandiose Vorteil: Roland hat die freie Weitergabe der hauseigenen Bibliothek über die Site http://www.generalconcepts.com erlaubt. Dort werden die Samples als Disk-Image-Files aufbewahrt, die mit einem eigens entwickelten Programm (SDISK) in jedem PC in eine Roland-Diskette umgewandelt werden können. Weiterhin erlaubt dieses Programm, eine Roland-Diskette im PC-Laufwerk zu lesen und ein Disk-Image davon anzufertigen, was die Speicherung auf Festplatten erheblich erleichtert, zumal dieses File ja auch gepackt werden kann. FazitInsgesamt muss ich sagen: Der S-550 ist ein tolles Teil,
das alles nötige für die EM liefert und noch dazu recht
günstig zu haben ist, Tendenz fallend (gelinde gesagt). Wer
also einen Sampler als kreatives Werkzeug anstatt als Orchesterersatz
oder Drumlooplieferant sucht, kann meiner Meinung nach mit dem
S-550 bei diesen Preisen wenig falsch machen.
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Autor: Christian Baum | Ein Service von MEMI. |