MEMI Software-Test

 

Magix Music Studio 6 DeLuxe

Sequencer & HD-Recording

 

Hersteller/Vertrieb Art der Software erhältlich für Preis
Magix Entertainment MIDI-/Audiosequenzer Windows 9x DM 199,- / € 100,22
  mit Plug-Ins und Softsynths    

 

PaketMagix bringt wie immer zeitgleich zu der neuen Version des musicmaker (siehe MEMI-Test), auch die ihres musicstudio heraus. Bevor ich den eigentlichen Bericht über das Programm beginne, zunächst ein paar Erklärungen für Einsteiger. Mir fiel durch ein Gespräch mit einem solchen, der sich nicht darüber klar war, ob er den musicmaker oder das musicstudio kaufen sollte, dass die Unterschiede der beiden Arten von Programmen für Anfänger nicht immer klar sind. Einfach gesagt, wer nur mit Audio (Wave/MP3) arbeiten will, dem empfehle ich einen Audioarranger. Der ist einfacher in der Handhabung und eben für Audiobearbeitung speziell entwickelt. Ein Programm wie z.B. das musicstudio ist immer dann nötig, wenn auch mit MIDI gearbeitet werden soll. Sei es, weil man mit Instrumenten (Keyboard, Sampler etc.) selbst etwas spielen will, oder weil man mit fertigen MIDI-Daten werkeln will. Die letztere Möglichkeit wird leider in den Büchern über MIDI bzw. Handbüchern kaum erwähnt bzw. erklärt, obwohl sich hier Einiges für die Schaffung eigener Stücke ergibt. Vergleicht man Audio und MIDI Samples/Loops, stellt man zwar meistens schnell fest, dass sich die Audiosachen besser anhören. Aber diese sind kaum flexibel. Sicher, Timestretching, Pitching, Bearbeitung mit Effekten, alles möglich, aber schnell sind die Grenzen erreicht (irgendwann leiert es, klingt verzerrt u.s.w.). Anders bei MIDI: Durch Midi hat man die Möglichkeit, einem virtuellen Musiker zu sagen, wie er die vorliegende Sequenz spielen soll. Und wenn der Musiker das Tempo ändert, behält er den Ton ja trotzdem, bzw. wenn er die Tonhöhe verändert, behält er das Tempo. Aber was noch viel interessanter an MIDI ist: Dem virtuellen Musiker kann gesagt werden, mit welchem Instrument er die Sequenz spielen soll. Hier kann man die gleiche Sequenz von einer Geige, einer Gitarre, als Bass etc. spielen lassen.
Um nun diese Möglichkeiten nutzen zu können, braucht man dann ein Programm wie das musicstudio, denn hier kann man Audio- und MIDI-Daten verwenden. Der Nachteil ist natürlich, dass ein solches Programm nicht ganz so einfach wie ein reiner Audioarranger zu handhaben ist. Ein wenig mehr Einarbeitung ist schon nötig.

Kommen wir also nun zu der neusten Version des musicstudio. Optisch wurde zum Glück auf Schnickschnack verzichtet, was in einem solchen Programm mehr als wichtig ist, da man hier meist mehr als ein Fenster geöffnet hat und dadurch so schon aufpassen muss, nicht die Übersicht zu verlieren. Das musicstudio 6 bietet in der deLuxe-Version 48 Audiospuren und bis zu 1000 MIDI-Spuren. Unterteilt wird in Audio- und MIDI-Studio.

Im Audiostudio werden geboten: Effekte: Hall, Echo, Surround, parametrische Frequenzbearbeitung, Normalize, Time Stretching, Pitch Shifting, Equalizer. All diese bereits im musicstudo 5 enthaltenen Effekte wurden überarbeitet. Die deLuxe-Version bietet zudem noch die sogenannte Digital Factory die noch besseres Bearbeiten eines Samples bietet (Stretching, Pitching, "Lautheit" einer Audiodatei). Dinge wie eigene Aufnahmen etc. gehören heute zum Standard, und ich will sie deshalb nicht extra alle aufzählen. Es ist halt alles da, was man von einer modernen Software dieser Art erwartet.

ArrangerDas MIDI-Studio, der Sequenzer, ist natürlich der Hauptteil des Programms. Hier werden sowohl Audio- wie auch MIDI-Daten zusammengeführt und arrangiert. Für die Bearbeitung der MIDI-Daten wird alles was nötig ist, geboten: Echtzeiteffekte wie Reverb, Delay, Verzerrer, Daft Filter, Phaser, Voice Box u.s.w.. Von hier aus sind auch die Editoren (Matrix, Event, Drum, Score, Takt- und Tonart) erreichbar. Schneiden, kleben, verschieben etc. ist selbstverständlich einfach durchführbar. Importiert werden können WAV, MPEG, Mp3, MIDI (GM,GS,XG)-Daten. Auch Videos können eingefügt werden (AVI-Files). Und von hier aus erreicht man auch den 48 Kanal-Mixer, über den die Effekte für jede Spur geregelt werden können. Auch die mitgelieferten Audioinstrumente werden über den Mixer erreicht. Mitgeliefert werden derer drei, Percusor (Synthesizer im Stil der Analoggeräte der 70er), Carpet Sweeper (Synthesizer für Flächenklänge mit 3-stufigem Chorus) und M-TB6 (für Bässe). VST-Instrumente können auch eingebunden werden.
Die vorhandenen Instrumente hören sich recht gut an, bieten viele Regel- bzw. Klangvariationen, wenn man es schafft, sie zu finden bzw. sie zu benutzen (darüber mehr in den Anmerkungen zum Handbuch), was für erfahrene User natürlich kein Problem darstellt. Ein Waveplayer ist im Lieferumfang ebenfalls enthalten, dafür sind auch 1.800 recht gute Sounds dabei.
Programmteile für Interneteinbindung und das Brennen von Audio-CDs direkt aus dem musicstudio sind auch noch vorhanden. Also eigentlich ein Allroundprogramm mit tollen Möglichkeiten, guter Bedienung, viel Komfort zum sehr günstigen Preis.

PercusorIch wäre vollkommen begeistert... wenn, ja wenn nicht das Handbuch wäre. Diesem muss ich einfach ein bisschen mehr Platz widmen. Erst mal wurde das Handbuch fast 1:1 vom musicstudio 5 übernommen. Und dort hatte ich schon feststellen müssen, dass der Autor die Feinheiten für Erfahrene zwar recht gut erklären kann, aber völlig unfähig ist, Anfängern die Benutzung zu erleichtern. Okay, ich hab mich der Selbstkritik unterworfen und habe deshalb für den Test einen Bekannten eingebunden, der gerade in die Welt Musik mit dem PC einsteigt. Bisher hatte er ganz gute Erfahrungen mit dem musimaker 5 gemacht, hatte deshalb schon ein wenig Wissen. Trotzdem ist er an dem Handbuch verzweifelt. Erst nachdem ich ihm ein wenig geholfen habe, konnte er das Programm ohne stundenlanges Fummeln nutzen, war dann aber begeistert. Hier ein Beispiel: Die Audioinstrumente. Erst mal ist die Erklärung, wie sie aufzurufen sind, für Einsteiger schwer zu verstehen, aber dann kommt der wirkliche Schwachpunkt. Wer bisher mit virtuellen Synthies wie z.B. die im musicmaker 6 gearbeitet hat, sitzt verzweifelt da, dreht an den Reglern und wartet, dass etwas passiert (ging meinem Bekannten wirklich so). Tja, woher soll der Anfänger denn auch wissen, dass ein solches Audioinstrument nicht selbst spielt, sondern dafür eine MIDI-Sequenz benötigt, um diese zu beeinflussen. Dabei ist das ja die Stärke solcher Instrumente. Hier braucht man nicht selbst eine Sequenz entwickeln, sondern kann eine vorliegende MIDI-Sequenz (z.B. aus einer Loopsammlung) verändern. Über den Matrixeditor kann man selbstverständlich recht einfach (ähnelt dann einem Stepsequenzer wie im musicmaker) auch eigene "Melodien" schreiben und diese dann mit den Instrumenten abspielen. Daraus ergeben sich dann viel mehr Möglichkeiten, als bei den einfachen Stepsequenzern. Warum vergibt Magix auch diesmal die Chance ein wirklich gutes Programm, das gerade für Anfänger geeignet ist und auch noch ausreicht, um spätere größere Ambitionen zu befriedigen, durch ein vernünftiges Handbuch besser zugänglich zu machen? Die Profierklärungen sind doch ganz gelungen, obwohl der Erfahrene das Handbuch viel seltener benötigt. Also nochmals meine Bitte an alle Hersteller, die Autoren möchten doch beim Schreiben mit Einsteigern zusammenarbeiten, bzw. fragen, was diese wissen wollen.

Fazit

Das musicstudio 6 deLuxe bzw. auch die Standardversion ist sein Geld wert und wird sicherlich auch dann noch für Hobbymusiker ausreichen, wenn die Ansprüche etwas größer werden. Wenn ein gutes Handbuch dabei wäre, würde ich sagen perfekt. Das Programm ist trotzdem zu empfehlen, da es auch anderen Herstellern/Autoren scheinbar unmöglich ist, die MIDI-Welt dem Einsteiger einfach näher zu bringen. Es heißt dann oft von Erfahrenen: "Ist doch alles völlig logisch und einfach." Tja wenn es so einfach ist, warum kann es dann keiner für Anfänger verständlich erklären? Vielleicht kommt da endlich mal was. Bis dahin hilft eben nur Probieren, Fummeln, Ärgern... Aber es lohnt sich, durch dieses Programm kommt man zu tollen Möglichkeiten beim Erschaffen von Musik mit dem PC, die man dann auch nicht mehr missen will.


Weiterführende Links bei MEMI:

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Weitere Tests bei MEMIs Equipment & Recording Magix Entertainment (Hersteller)
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Tools und Sounds gibts bei den Downloads.

Autor: Adrian Winkel, 14.11.2000 Ein Service von MEMI.