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Hersteller/Vertrieb |
Art der Software |
erhältlich für |
Preis |
Ableton |
Audio-Sequenzer mit speziellen |
Mac / Windows |
€ 349,- |
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Live-Features |
Update kostenlos |
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Nun ist es also auch bei Ableton Live soweit: Man wartet gespannt auf Updates mit neuen Funktionen, und dabei war das Programm der Berliner Softwareschmiede erst Ende letzten Jahres in einer – für ein Jungfernprodukt hervorragend funktionierenden – Version 1.0 in diversen Fachmagazinen enthusiastisch besprochen worden. Nach einem Zwischenupdate 1.1, das einige Detailverbesserungen brachte und Ableton Live für Mac-User zum ersten Sequencer mit OSX-Unterstützung machte, wartete man gespannt auf die für Anfang April angekündigte Version 1.5. Zu diesem Zeitpunkt war immerhin schon die Public Beta erhältlich, die ich hier zum Test vorliegen hatte und die – soviel vorweg – wenig an eine Betaversion erinnert.
Da bereits in fast jedem (Online- und Print-) Magazin über die früheren Versionen von Live geschrieben wurde, möchte ich dieses Update zum Anlass nehmen, hauptsächlich auf die neuen Features einzugehen sowie die Performance zu testen. Der Testrechner war ein Pentium III 600 MHz mit einer Gina 20 Audiokarte von Echo, Midiman Midisport 2x2 und 256 MB RAM. Dieser Computer ist eigentlich von vorgestern, und gerade deshalb war überraschend, wie gut und resourcensparend "Live" performancemäßig abschnitt.
Installation
Hier läuft alles denkbar einfach ab, nämlich nur auf Install drücken. Man wird dann bei jedem Programmstart informiert, dass diese Beta am 1. Mai verfällt - mir soll's recht sein, wenn's dann schon den "richtigen" Release gibt.
Programmfunktionen
Viel ist über den neuartigen Ansatz von Live schon erklärt und geschrieben worden, und die Umschreibung "Sequencing Instrument" kommt der Sache auch schon sehr nahe. Live hat, im Gegensatz zu den etablierten Sequencern, im Wesentlichen nur zwei Fenster, die "Session" und das "Arrangement", wobei in ersteres die Audiofiles (=Clips) importiert werden und das Arrange-Fenster sehr an gängige Sequencer, v.a. Pro Tools, erinnert. In das Session-Fenster werden Audio-Files per Drag&Drop eingetragen, die mittels einer kleinen "Play"-Taste abgespielt werden, und zwar je nach Quantisierungsraster sofort, bei einem bestimmten Notenwert, z.B. zur nächsten Viertelnote, oder beim nächsten Taktanfang. Hier bemerkt man eine weitere Verbesserung: Die kleinen Play-Tasten sind nun schwarz hinterlegt, wodurch man viel leichter das Blinken (wenn ein "Clip" aktiviert ist aber aufgrund des eingestellten Quantisierungsrasters nocht nicht erklingt) bzw. Leuchten bei gelaunchtem Clip sieht - sehr schön, denn auf dunklen Bühnen bzw. im Scheinwerferlicht können solch wichtige Details manchmal schwer zu sehen sein. An solchen kleinen Detailverbesserungen merkt man, wie praxisnah diese Software programmiert ist. Die Ableton-Gründer sind selber live auftretende Elektronik-Musiker, wissen also aus erster Hand, was solch eine Software braucht und was nicht.
Das Faszinierende an Live ist, dass man praktisch ohne Vorkenntnisse sofort loslegen kann. Die Demosongs, die bei der Installation mit auf die Festplatte kopiert werden, sind sehr gut geeignet, Neulingen alle Vorteile dieser Software nahezubringen. Dass mit Live die Audiodateien in Echtzeit gestaucht, gestretcht, verstimmt und sonstwie verfremdet werden können, ist bekannt, aber wirklich erstaunlich ist, dass dies alles absolut knackfrei, und seit Version 1.5, auch mit deutlich verbesserter Performance funktioniert.
Neue Features
Sehr schön gelöst ist die neue "Render to disk"-Funktion. Man konnte zwar schon in der alten Version den Master Output in einen neuen Clip aufnehmen, aber die neue Methode ist wesentlich eleganter und geht auch stumm vonstatten. Es wird einfach die Anzahl der zu exportierenden Takte eingestellt, und Live erledigt den Rest.
Die Einbindung in Sequenzerprogramme über ReWire, ein weiteres wichtiges neues Feature, funktionierte ebenfalls hervorragend. Ich testete dies mit Logic Platinum 5 und konnte keine Probleme feststellen.
Eine weitere Detailverbesserung macht die Bedienung von Live ebenfalls noch einfacher: Die Quantisierung zum Start der Clips kann jetzt pro Clip eingestellt werden (früher war das nur global für den ganzen Song möglich).
Eine sehr willkommene Veränderung findet man in den "Preferences", wo es nun erweiterte Möglichkeiten zur Einstellung der Fenster u.ä. gibt, so kann z.B. die Default-Größe der Arranger-Tracks verändert werden.
Auch die Performance soll sich laut Ableton verbessert haben. Die in Live 1.1. erstellten Songs laufen tatsächlich in der neuen Version flüssiger, selbst bei starker Auslastung.
Performance
Dieser Abschnitt ist mit Vorsicht zu genießen, da diese Werte alle auf einem nicht mehr ganz aktuellen System ermittelt wurden. Heutige Computer sollten mühelos ein Vielfaches davon erreichen. Im Voraus sei gesagt, dass mir Live nicht ein einziges mal abgestürzt ist, und das sowohl in der 1.1. als auch der 1.5 Version unter Windows XP und Windows 98 SE.
Unter beiden Betriebssystemen war das Programm selbst mit dem 600 Mhz Pentium III bis ca. 23 Spuren und 5-7 Plugins flüssig zu bedienen. Die Prozessoranzeige ging danach auf ca. 80 %, wodurch das Arbeiten zwar noch möglich war (Befehle wurden sofort ausgeführt), aber zeitweise schon an die Grenze ging.
Bei Einfügen eines Tracks bei laufender Musik war jedoch hin und wieder ein lautes Störgeräusch zu hören, und manchmal erschien eine Meldung "Serious Program Error" mit der Bitte um Meldung dieses Bugs an Ableton. Erfreulich war, dass man danach von diesem Fehler gar nichts mehr mitbekam - die Musik lief weiter und man konnte in den neu erstellten Track neue Clips einfügen.
Da wir es hier aber mit einer Beta zu tun hatten, ist anzunehmen, dass durch Rückmeldung von Usern im (übrigens sehr empfehlenswerten) Ableton.com-Forum viele dieser Fehler bis zum endgültigen 1.5-Release ausgebügelt sein werden....
Fazit
Ein rundum gelungenes Update! In dieser Form stellt Ableton ein einzigartiges und sehr komfortabel zu benutzendes Instrument für Live-Auftritte dar; ich habe aber auch schon Tracks, die ich im Studio normalerweise in Logic machen würde, ausschließlich in Live produziert, was beweist, dass diese Software noch weit universeller einsetzbar ist. Gerade die Tatsache, dass sich Ableton auf das Wesentliche beschränken, macht Live zum perfekten Bühnentool. Und obwohl ich der Meinung bin, dass dieses Programm "schlank" bleiben sollte, also keine unnötigen weiteren Features eingeführt werden sollten, die den Gebrauch erschweren und die Software unzuverlässiger machen könnten, fehlen mir persönlich noch ein paar Dinge:
- Ein Klick (Metronom) sollte meines Erachtens nach unbedingt in einem der nächsten Updates hinzugefügt werden; erstens damit man einem Drummer über einen separaten Soundkartenausgang einen Klick-Track zur Verfügung stellen kann, und auch um das Tempo von gestretchten und sonstwie modifizierten Loops zu checken.
- Der Audiodateienpfad sollte mit jedem SONG gespeichert werden, nicht für alle Songs in den Preferences – sonst landen all diese Files im selben Ordner, und wenn man das Programm auch viel zum Live einspielen benützt, wird das ständige Wechseln des Audio-Ordners schnell nervig.
- Und selbstverständlich die Unterstützung von VST-Instrumenten. Damit würde dem Programm noch eine weitere Live-Dimension hinzugefügt.
Pro
- Absolut intuitive Handhabung
- praxisorientierte neue Features
Kontra
- Einige Instabilitäten, die aber mit der endgültigen Version behoben sein dürften
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Mein großer Dank gilt Andrea
Purkart für die freundliche Unterstützung beim Proofreading.
Weiterführende Links bei MEMI:
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Weitere Links zum Thema:
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