In einem Universum wie dem unseren, das aus Schwingungen und Rhythmen besteht, kommen für einen begabten und kreativen Rhythmiker die Inspirationen wirklich von überall her und führen zu schillernden, faszinierend vieldeutigen Ergebnissen - das und noch einiges mehr macht der Münchner Schlagzeuger Harald Kümpfel mit dem ersten Album seines Projekts "Drum'n'Space" deutlich:

Kümpfel, der beim Komponieren und Spielen das "Unbekannte berühren" möchte, sucht sich die Anstöße für seine Ausflüge in klangliches Neuland an durchaus ungewöhnlichen Quellen - egal, ob er nun einen Track ("Science") seines Albums auf einem Sample der von einer Sprechhilfe verfremdeten Stimme des Astrophysikers Stephen Hawking ("A Brief History Of Time") aufbaut, oder mit seinem Kreativpartner Manual Lopez in den Straßen New Yorks unterwegs ist, um interessante Rhythmen und Geräusche einzufangen.

Das konsequente Meiden eingetretener Pfade ist ein Wesenszug, der den Münchner schon in jungen Jahren zu einem gesuchten Studio- und Live-Drummer werden ließ. Zwar ließ sich Kümpfel sein Handwerkszeug von prominenten Lehrmeistern wie Gerry Brown, Udo Dahmen oder Curt Cress, und Vorbildern wie dem Ex-Police-Schlagzeuger und Filmkomponisten Stewart Copeland vermitteln, die Entwicklung seiner persönlichen Handschrift verlor er dabei jedoch nie aus dem Auge. "Ich wollte meinen persönlichen Ausdruck eigentlich immer schon abseits von den gangigen Jazz- oder Rock-Stereotypen finden".

Jahrelange Erfahrung mit diversen schwarzen Musikstilen und die intensive Auseinandersetzung mit ethnischen Musizierweisen haben Kümpfels stilistischen Horizont noch erweitert. Wie umfassend und vielschichtig Kümpfels musikalische Vision ist, ließ sich erstmals anhand der Musik von Votu (Voices Of The Universe) erahnen, einem Projekt, das Harald Kümpfel zu Beginn der 90er Jahre zusammen mit seinem Bruder Uli Kümpfel aus der Taufe hob.

Von dem auf dichten Schlagzeugmustern basierenden Sound von Votu war es nur noch ein kleiner Schritt zu Drum'n'Space, mit dem Harald Kümpfel und seine Mitmusiker ihre stilistischen Reisen nun tatsächlich bis in den Orbit ausdehnen. Dabei ist immer der Rhythmus ihr Reiseführer. Auf der rhythmischen Ebene können das Archaische und das Moderne, Aktuelle, die Empfindung des Augenblicks hier problemlos zueinander finden. Von seinem etwas unkonventionell zusammengestellten Drum-Set aus steuert Harald Kümpfel stets das Geschehen. "Ich bin der Regisseur", sagt der bekennende Filmfreak und gefragte Soundtrack-Komponist, der sehr viele seiner Kompositionsideen "aus filmischen Stimmungen" gewinnt.

Neben der Berührung mit dem Unbekannten gibt Kümpfel seinen durchaus eigensüchtigen Appetit auf jene "Magic Moments, in denen ich als Drummer total auf die Musik abfahren kann", als Triebfeder für seine Arbeit an. Die 12 ersten Drum'n'Space-Tracks auf dem gleichnamigen Debut-Album bescheren uns solche Momente in reicher Fülle.

"The Audience" ist ein neuer Track, der von Harald Kümpfel speziell für die aktuelle "hidden treasures"-Compilation komponiert und eingespielt wurde. Harald selbst über "The Audience":

"Da die Treibende Kraft in meiner Musik natürlich Rhythmen und die Inspiration durch Athmos bzw. sogenannte 'Sound quotes' sind, war der Auslöser für die Umsetzung dieser Nummer ein Tape, welches ich in New York bei dem Besuch einer Vernisage mitlaufen lies.
Von diesem Tape schneide bzw. vergrössere ich mir die besten Passagen raus und spiele als ertes nur die Drums zu dieser Atmo. Der Rest entwickelt sich nach und nach mit dem Bild und dem Gefühl aus meiner Erinnerung an diese Situation."

• 1998: Drum'n'Space: "Drum'n'Space" (CD)